Identitäten

Mit der Eroberung der Körper der (indigenen) Anderen hat die koloniale Indienstnahme der Welt seit dem beginnenden 16. Jahrhundert einen Prozess der Mestizisierung in Gang gebracht, in dem bis in unsere Gegenwart biologische und epistemische Zuordnungen durchmischt sowie kulturelle und soziale Zuschreibungen vermischt werden. In diesem Vortrag wird am Beispiel der Kolonialge­schichte Neuspaniens und der Dekoloniali­sierungsdynamik in Mexiko das Werden des Begriffs der Mestizisierung untersucht, in dessen biopolitischer Vermischung von Körpern und Kategorien charakteristische Denk­ und Handlungsmuster sichtbar werden, die in der gesamten weltweiten kolonialen Ausbreitung anzutreffen sind. Von Marina Malinche bis Rosario Castellanos und von Gabriela Mistral bis Gloria Anzaldúa macht die Konstruktion der (mestizischen) Anderen eine schmerzhafte Verwundung erfahrbar, die stets erneut auf den irreduziblen Abstand zwischen ›ich‹ und ›sich‹ verweist. Sind wir gezwungen der/den/dem Anderen einen Sinn zu geben, um uns selbst zu begreifen?

Vortrag von Tom Waibel im Rahmen der Reihe Szenen der Kritik. Zwischen postkolonialer, medienästhetischer und politischer Philosophie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).

Vermischung / Mestizisierung. Zur biopolitischen Konstruktion (post)kolonialer Identitäten.